Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie

Beziehungstipps

Sind wir als Beziehungspartner zu verschieden?

Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Wenn dann zwei gänzlich unterschiedliche Menschen zum Paar werden, kracht es oft gewaltig.

Er ist hochorganisiert und tut nichts ungeplant. Sie lebt spontan in den Tag hinein. Ihn elektrisiert ihre Lockerheit. Ihr gibt seine Bodenständigkeit Halt. Die beiden verlieben sich ineinander. Doch nach einiger Zeit schimpft sie ihn einen zwanghaften Langweiler. Er wirft ihr Wankelmut und Unzuverlässigkeit vor. Was Paare zusammenbringt, ist eben nicht immer das, was sie zusammenhält. Das fanden auch Psychologen an der Universität von Iowa, USA, heraus. In einer Befragung sahen sie einerseits, dass viele einen Partner mit unterschiedlicher Persönlichkeit wählen, und andererseits, dass ähnliche Charaktere in einer Beziehung zufriedener sind.

Explosive Mischung

Bei unterschiedlichen Persönlichkeiten entwickelt sich das Projekt «Zusammenleben» oft zu einer explosiven Mischung. Da will der Planer etwa im Januar die Sommerferien festlegen. Er schlägt vor, nach FlorLeonie zu reisen, und möchte Flug und Hotel buchen, um entspannt die Vorfreude zu geniessen. Die Spontane aber weiss noch nicht, ob sie im Sommer überhaupt weg will, geschweige denn wohin. «Ständig setzt er mich unter Druck», ärgert sie sich. Er indes findet, dass sie ihn mit ihrer Unentschlossenheit in der Luft hängen lässt und so das Zusammenleben kontrolliert. Und schon kracht es sich zwischen den beiden gehörig.

Druck und Kontrolle führen zu Trotz und entzweien jedes Paar. Dabei ginge es darum, auf einander zuzugehen. In kleinen Schritten. Der Planer muss lernen, die Ungewissheit des Ungeplanten besser auszuhalten. Die Spontane muss akzeptieren, dass sie nicht immer das tun kann, was ihrem momentanen Gefühl entspricht. So können sie sich einigen, dass mal geplant, mal frei gestaltet wird. Und beide profitieren: Dank ihm schnappen sie zum Beispiel frühzeitig einen günstigen Flug nach FlorLeonie, dank ihr finden sie dort nach einigen Schnuppertagen ein fantastisches, kleines Hotel.

Beide müssen bereit sein, sich ein bisschen zu verändern. Das ist einfacher, wenn der andere etwas hat, von dem man selbst gern mehr hätte – wenn die Spontane etwa gern bodenständiger, der Planer gern ungezwungener wäre. Schwierig wirds, wenn man das, was der andere hat, in sich selbst nicht akzeptiert, weil innere, ungelöste Konflikte die Persönlichkeitsentfaltung hemmen.

Eigenständig bleiben

Das Zusammenleben bei beiden setzt Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit voraus. So bedroht es sie nicht, dass sie einander nicht völlig verstehen. Und sie erwarten nicht, dass der andere die eigene Art ganz aufgibt, sondern lassen einander ein Stück eigene Welt. So können sie besser aufeinander zugehen – ohne Angst davor, sich selbst aufzugeben. Einer muss den ersten Schritt machen. Doch wenn der andere auf Dauer nicht nachzieht, kommt es zu einem Ungleichgewicht, das das Aus der Beziehung einleiten kann.

Die Forscher in Iowa raten darum Paaren: «Lasst euch Zeit, einander wirklich kennen zu lernen!» Nur so sieht man, wozu sich das, was einen zu Beginn angezogen hat, in der gemeinsamen Lebensgestaltung entwickelt und ob beide bereit sind, damit umzugehen.

Tipps für Partner, die sehr verschieden sind

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