Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie
Eifersucht ist ein Beziehungskiller. Dahinter steckt Angst, und dagegen hilft mehr Selbstbewusstsein.
Die Frau, deren Mann mit der Bekannten flirtet. Der Junge, dessen Mutter mehr Zeit für die kleine Schwester hat. Der Mann, dessen Frau auf das neugeborene Kind fixiert ist: Sie alle empfinden Eifersucht, ein ganz natürliches Gefühl, und trotzdem gibt man sie nicht gern zu. Schliesslich drückt sie die eigene Schwäche und Machtlosigkeit aus.
Anstatt in souveräner Sicherheit zu ruhen, plagen uns Missgunst, Wut und Selbstzweifel: «Warum wendet er sich ab?» «Warum bekommt sie mehr als ich?» «Bin ich nicht gut genug?»
Sehnsucht nach ewiger Liebe
Eifersucht widerspiegelt die Angst vor Verlust und Verlassenwerden, den Wunsch, einen Menschen ganz zu besitzen, die Sehnsucht nach einer beständigen Liebe. Kurz, die Unsicherheit, die in jeder Beziehung herrscht, weil wir uns der Liebe der anderen nie ganz sicher sein können. Eifersucht ist völlig menschlich, und darum sollte man auch zu ihr stehen und sie dem Partner gegenüber ehrlich zugeben. Viele Eifersuchtsdramen bauen sich nämlich erst durch allzu langes Stillschweigen auf.
Wer also häufig unter starker Eifersucht leidet, kann lernen, konstruktiv mit ihr umzugehen. Das heisst, die Ursachen nicht bei den anderen, sondern bei sich selbst zu suchen und seine Beziehungen genau unter die Lupe zu nehmen: Der sehr eifersüchtige Mensch will immer mehr, als der Partner zu geben bereit oder fähig ist. Mario etwa macht sein Lebensglück völlig von seiner Partnerin Leonie abhängig, Leonie hingegen pflegt viele Freundschaften und eigene Interessen.
Verkehrte Reaktion
Mario ist eifersüchtig, weil er Leonie ganz für sich möchte. Er versucht, sie an sich zu binden, zu kontrollieren. Leonie fühlt sich eingesperrt. Sie will ausbrechen. Mario spürt das. Er wird noch eifersüchtiger, er klammert noch mehr.
Damit erreicht er das Gegenteil von dem Erwünschten. Um Leonie nicht zu verlieren, sollte er sie nicht festhalten, sondern vielmehr loslassen. Mario hat Angst davor. Denn ihm fehlt das Vertrauen, dass Leonie aus eigenen Stücken bleiben würde. Insgeheim befürchtet er nämlich, dass sie ihn nicht liebt. In jeder seiner bisherigen Beziehungen hatte er diese Angst, und immer plagen ihn starke Eifersuchtsgefühle. Dies deutet, in den Worten der Zürcher Psychologin Verena Kast, «auf einen Mangel im Selbstwert, auf die fehlende Überzeugung hin, grundsätzlich ein liebenswerter Mensch zu sein».
Unabhängiger werden
Das beste Mittel gegen immer wiederkehrende Eifersucht ist also die Entwicklung eines gesunden Selbstvertrauens und die Pflege der eigenen Persönlichkeit. Wenn Mario sich auf sich selbst besinnt, sein Glück in seinen eigenen Interessen und Erlebnissen sucht, eine gute Beziehung zu sich aufbaut, überwindet er seine ständige Eifersucht. Denn wer sich selbst liebt und im Bewusstsein lebt, genug bieten zu können, muss nicht hinter allen anderen Menschen potenzielle Rivalen vermuten, die liebenswerter oder schlicht «besser» sind.
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