Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie

Beziehungstipps

Trennung: Vorsicht vor dem Hin und Her!

Wer eine Liebesbeziehung beenden will, sollte das konsequent durchziehen. Ein langes Hin und Her schmerzt letzten Endes mehr.

Moni sieht keinen anderen Ausweg. Die Beziehung mit Max hat sich einfach totgelaufen. Sie fühlt sich eingeengt, ja sie erstickt fast. Eines Abends im Restaurant fasst sie sich ein Herz: «Max, unsere Beziehung führt nirgendwo hin», sagt sie. «Es ist das Beste, wenn wir sie beenden.» Max bricht in Tränen aus und beteuert ihr, dass sie seine grosse Liebe sei. Moni versucht ihn zu beschwichtigen: «Es ist doch für uns beide das Beste. Wir können ja gute Freunde bleiben.»

«Gemeinsam auseinandergehen» ist ein Widerspruch

Max zeigt keine Einsicht: «Dass du mir so was antun könntest, hätte ich nie gedacht!» Er wirft Geld auf den Tisch, springt auf und stürzt aus dem Restaurant. Bei Moni melden sich die Schuldgefühle. Und sie werden in den nächsten Tagen und Wochen immer stärker. Max leidet! Er braucht sie! Ja, wie konnte sie ihm so etwas antun! Hat sie vorschnell aufgegeben? Aus der Entfernung betrachtet, war ihre Beziehung doch ganz okay.

Doch bei einer Wiedervereinigung würde Moni sich wieder genauso eingeengt fühlen. So könnte ein schmerzvolles Hin- und Her-Spiel zwischen Schlussmachen und Zurückkehren, zwischen Hoffnung und Resignation beginnen. Und wenn die Beziehung auf Schuldgefühlen aufbauen würde, gäbe das der Liebe den Rest. Max' Stolz würde das auf die Dauer nicht vertragen, und Moni würde ihm grollen, weil sie sich von ihm zur Rückkehr gezwungen fühlen würde.

Neben den Schuldgefühlen erschwert noch etwas anderes Monis Ablösung: Max unterstützt sie in ihrem Entscheid nicht. Sie vermisst etwas, was ihr in der Beziehung sehr wichtig war: seine Bestätigung, seine Anerkennung. Im Prinzip möchte sie den Fünfer und das Weggli – einerseits die Freiheit, anderseits Max' zustimmendes «Ja, Moni, du hast Recht, es ist das Beste für uns.» Sie möchte ein harmonisches «Gemeinsam Auseinandergehen», das mehr nach einem Traum von Zweisamkeit als nach Ablösung schmeckt. So endet eine Beziehung kaum je.

Ohne Leiden gehts nicht

Mindestens leidet einer von beiden, und oft sträubt er sich mit Händen und Füssen dagegen. Wie Max. Wenn Moni ihm sagt, was das Beste «für uns» ist, handelt sie respektlos, denn sie stülpt Max ihre Sichtweise über: Sie möchte ihm weismachen, dass auch er Freiheit will, dabei will er Geborgenheit. Die respektvolle Alternative ist, wenn sie nur für sich selbst spricht. Und aushält, dass seine Bestätigung ausbleibt. «Es tut mir Leid, dass es dir wehtut», sagt sie ihm, «aber für mich ist es das Beste, die Beziehung zu beenden.»

Respektvoll ist überdies, wenn Moni die unangenehmen Gefühle der Ablösung allein aushält – und nicht aus Gründen zu Max zurückkehrt, die nichts mit wahrer Liebe zu tun haben. Sonst nützte sie ihn nur aus. Schuldgefühle sind hier fehl am Platz. Moni machte ja nicht Schluss, weil sie Max wehtun wollte, sondern weil sie einen Leidensdruck verspürte und keinen anderen Ausweg sah. Und egal, wie sehr Max jetzt leidet: Wenn sie ihm zutraut, dass er seinen Schmerz überwinden und auch ohne sie leben kann, zeugt das vom höchsten Respekt ihm gegenüber.

Tipps zur respektvollen Trennung

Fragen zum Thema? Wir beraten dich vertraulich und anonym auf lilli.ch