Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie

Mit Napoleon III zum besseren Namensgedächtnis

Das Namensgedächtnis lässt sich trainieren, dass wusste schon Napoleon der Dritte. Er hielt sich an ein paar Regeln und scheute keinen Aufwand. Dadurch wurde er sozial erfolgreicher.

Kaiser Napoleon III konnte sich den Namen jeder Person, die er je getroffen hatte, merken. Wie gelang ihm das? Durch gute Technik und viel Übung. Heute weiss man, dass es in der Hirnrinde eine Region gibt, die eigens der Verarbeitung von Namen dient. Je mehr diese Region gebraucht wird, desto mehr bildet sie sich aus. Man kann das Namensgedächtnis also trainieren.

Gut zuhören

Napoleons erster Trick war, dass er gut hinhörte. Wenn er einen Namen nicht verstand, fragte er zurück. Ungewöhnliche Namen liess er buchstabieren. Mit seiner Aufmerksamkeit aktivierte er die Nervenzellen im Namensgebiet der Hirnrinde. Sie feuerten dann besonders heftig. «Lernen findet nur an aktivierten Nervenzellen statt», so erklärt der Hirnforscher und Lernspezialist Manfred Spitzer. Aufmerksamkeit ist also die Tür zum guten Namensgedächtnis. Sie fehlt oft: Wenn zwei einander vorgestellt werden, gilt ihr Interesse meist anderen Dingen – etwa dem Versuch, einen guten Eindruck zu machen.

Namen mit Vertrauten verknüpfen

Einen Namen aufnehmen ist das eine, ihn sich merken das andere. Das klappt eher, wenn er an bereits gespeicherte Information geknüpft wird. Ein Wort wie «Fisch» merkt man sich leicht. Das Gehirn knüpft es ganz von selbst an bekannte Bilder, Erinnerungen, Gerüche usw. Namen indes sind oft Fantasiebegriffe, und das Gehirn findet keine Verknüpfungen. Hier muss man im Gedächtnis bewusst nach bekannten Namensvettern oder ähnlich klingende Wörtern suchen und diese dem Namen zuordnen. Der Name «Weber» etwa bleibt eher hängen, wenn man sich den dazu gehörigen Menschen an einem Webstuhl vorstellt.

Stete Wiederholung

Bei völlig fremden Namen – wie etwa Brziegovic – geht das oft nicht. Wieder können wir von Napoleon lernen. Im Austausch mit einer gerade vorgestellten Person sprach er diese wiederholt mit dem Namen an. Das hilft: Wiederholung und Anwendung von neu Gelerntem festigt seinen Platz im Gehirn. Zudem beobachtete Napoleon sein Gegenüber genau und dachte sich dazu immer wieder den Namen. So verknüpfte er ihn mit auffälligen Merkmalen der Person. Diese speichert das Gehirn leicht. Und der daran geknüpfte Namen wird als Anhängsel gleich mit gespeichert.

Aufschreiben

Besonders wichtige Namen schrieb Napoleon auf und betrachtete sie konzentriert. Auch das hilft: Man lernt eher, wenn man ein neues Wort mit mehreren Sinnen – also Ohren und Augen – aufnimmt. Unterm Strich war Napoleons Geheimnis, dass er sich intensiv mit jedem neuen Namen befasste. Mit Erfolg. Denn, so Manfred Spitzer: «Je tiefer ein Inhalt verarbeitet wird, desto besser bleibt er im Gedächtnis». Und wer sich an einen Namen in drei Wochen noch erinnern will, schreibt ihn am besten mit einigen Stichworten zur Person auf einen Spickzettel.

Namen Merken macht Freunde

Warum der ganze Aufwand? Nicht nur, weil man damit das Namensgedächtnis trainiert. Sondern auch, weil es bei anderen Leuten schlicht gut ankommt. «Der eigene Name ist für einen Menschen das süsseste, wichtigste Wort», sagte Dale Carnegie, der grosse Spezialist in Sachen soziale Geschicktheit, in seinem Bestseller «Wie man Freunde gewinnt». Wer jemandem zeigen will, dass er ihn ernst nimmt, der merkt sich seinen Namen.

 

Training fürs Namensgedächtnis