Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie

12.01.2006

Die Freunde der Kinder

Im Umgang mit den Freunden der Kinder gilt: Immer schön tolerant und ruhig bleiben und den Teenager in seiner Selbständigkeit unterstützen.

Wenn Teenager Freunde wählen, machen sie oft krasse Fehlgriffe. Finden zumindest Sie als Erzeuger. Denn Stil und Art der neuen Gspänli färben unschön auf den Nachwuchs ab. Da will die Tochter sich plötzlich wie ein Paradiesvogel herausputzen – schuld ist ihre neue Freundin, dieses frühreife Flittchen. Und der Sohn interessiert sich dank seiner Clique nur noch für sein Töffli und verrauchte Partys.

Ihnen schweben Horrorbilder vor: Schulversagen, Drogen, Schwangerschaft ... Wie sollen Sie sich um Himmels willen bloss verhalten? Verbieten? Sie ahnen es, dieser Schuss geht nach hinten los. Denn der liebe Nachwuchs sieht Verbote nur als Einladungen zur Rebellion an. Heimlichkeiten wollen Sie vermeiden, denn dann geht Ihr guter Einfluss ganz flöten. Und offene Rebellion, darauf verzichten Sie gerne freiwillig.

Freunde sind Ersatzfamilie

Was können Sie tun? Aushalten. Das Gspänli, die Clique – das sind ja keine bösen Mächte, die Ihre Kinder verzaubern. Nein: Teenager wählen sich die Bekannten, die sie wollen. In ihrer Ablösung suchen sie sich Geborgenheit in neuen «Familien». Freunde und Liebhaber werden wichtiger als Sie, die Eltern. Das schmerzt. Doch dieser Schmerz sollte nie Grund dafür sein, die Freunde zu missbilligen.

In der Pubertät gehts grundsätzlich um Selbstfindung. Da werden allerlei Moden und Verhaltensweisen ausprobiert – gerade auch solche, die anders als die sind, die im Elternhaus vorherrschen. Kein Wunder also, wenn das neue Gspänli einen Stil hat, der Ihnen so gar nicht entspricht. Für Ihren Nachwuchs ist genau der im Moment spannend, und das sollten Sie tolerieren.

Und was, wenn der Einfluss wirklich bedenklich ist? Was, wenn die Gspänli gern Unfug treiben oder sich besonderen Risiken aussetzen? Dann sollten Sie mit Ihrem Nachwuchs besprechen, wie er oder sie damit umgeht. Wie reagiert er, wenn ihm Drogen angeboten werden? Wie genau weiss sie über Kondome Bescheid? Wie widersteht er dem Gruppendruck, wenn die anderen Mist bauen wollen? Die Teenager sollten im Bilde darüber sein, welche Folgen ihnen bei gewissen Verhaltensweisen drohen können.

Wie Erwachsene behandeln

Sie können Ihre Kinder langfristig nicht vor riskanten Situationen bewahren. Aber Sie können sie darauf vorbereiten und üben lassen, solange Ihr Einfluss noch etwas zählt. Sprechen Sie mit Ihren Kindern wie mit Erwachsenen. Das macht ihnen Lust, auch als solche zu handeln. Vertreten Sie die Haltung, dass Teenager fähig sind, verantwortlich zu handeln. Und wos nicht klappt, helfen Sie nach – nicht mit Verboten, sondern mit Abmachungen, in denen gutes Verhalten belohnt wird: «Ich möchte, dass du Soundso weniger siehst, damit du dich mehr der Schule widmen kannst. Wenn deine Noten wieder genügend sind, mische ich mich bei euch nicht mehr ein.»

Und solange Sie keinen echten Grund zur Besorgnis haben, sollten Sie Ihre Kinder machen lassen. Es kann gut sein, dass Ihr Sohn oder Ihre Tochter später mal über die eine oder andere Freundschaft den Kopf schütteln wird. Aber das ist dann auch ihre Sache.

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