Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie

05.01.2006

Lächeln: Gratiskick für die Stimmung

Wer lächelt, hats im Leben leichter und entwickelt auch noch gute Gefühle – bei sich und bei anderen. Starten Sie jetzt.

Kürzlich kaufte Frau Meier am Kiosk Halszeltli. Sie lächelte die Verkäuferin freundlich an. Doch diese verzog keine Miene. Mehr noch: Sie vermied es, Frau Meier auch nur einmal anzusehen. Schade. Denn wenn sie bemerkt hätte, dass ihr gerade jemand ein Lächeln schenkt, hätte sie wohl zurückgelächelt. Und es wäre ihr ein kleines bisschen besser gegangen. Ein Lächeln drückt nämlich gute Stimmung aus. Und diese überträgt sich von Mensch zu Mensch. Vor völligen Miesepetern macht sie vielleicht Halt. Doch das sind Ausnahmen.

Positive Rückwirkung

Auch die Träger des Lächelns werden von ihm nicht kalt gelassen. Unsere Mimik beeinflusst unsere Stimmung und unsere Einstellung. Die Muskeln, die bei einem Gesichtsausdruck arbeiten, haben einen direkten Draht zum Hirn. Dazu wurden weltweit Studien durchgeführt. In einer von ihnen betrachteten zwei Versuchsgruppen andere Menschen. Gruppe 1 sollte dabei lächeln, Gruppe 2 nicht. Resultat: Die, die lächelten, hatten einen besseren Eindruck von den Menschen, die sie ansahen. Alle Studien bestätigen, dass das Hirn bei einem Lächeln auf positiv, froh oder heiter umschaltet. Es lohnt sich also, einfach so vor sich hinzulächeln.

Ein Lächeln zeigt auch, dass man offen ist. Es lädt ein. Manche Menschen scheuen sich davor zu lächeln, denn sie fürchten, verletzt oder zurückgewiesen zu werden. Vielleicht hilft ihnen diese Erkenntnis: Wenn wir andere anlächeln, machen wir sie uns wohl gesonnen. Schon die Halbaffen wissen das. Wenn ein solches Tier die Mundwinkel nach hinten zieht, heisst das: «Tu mir nichts! Ich bin harmlos und freundlich!» Eine erfolgreiche Strategie, mit der sich bereits unsere tierischen Urahnen viel Ärger ersparten und eine bessere Fortpflanzung sicherten. Über hunderttausende von Jahren entwickelte sich so aus einer Angstgrimasse ein sympathisches Strahlen.

Auch beim modernen Menschen kann ein Lächeln kritische Situationen entschärfen: Seis, dass man andere entschuldigend anlächelt, wenn man ihnen auf den Fuss getreten ist, seis, dass man mit charmantem Lächeln einen Streit im Keim erstickt. Lächeln macht zudem Mut. Wenn Mama Klein Max bei den ersten Gehversuchen anlächelt, wagt es manchen Schritt, den es sonst hätte sein lassen. Umgekehrt wusste Mäxli schon in der Wiege ganz instinktiv, dass es Mama mit einem Lächeln in der Tasche hatte.

Echt muss es sein

Egal, was unser Ziel ist: Mit einem Lächeln erreichen wir es eher. Das heisst nicht, dass wir einander ständig anstrahlen müssen. Im städtischen Getümmel ist es etwa ganz natürlich, dass wir einander wie Luft behandeln. So bleibt unsere eingeengte Privatsphäre am besten intakt. Doch sobald wir miteinander in Kontakt treten müssen oder wollen, ist Lächeln angesagt. Zumindest beim Grüezi und beim Adieu. Dabei kommts nicht darauf an, wie schön, sondern wie echt das Lächeln ist. Perfekte Zähne helfen nicht, Lachfältchen um die Augen schon. Wem das Lächeln heu- te noch schwer fällt, der kann üben. Je besser trainiert die Lächelmuskeln sind, desto leichter fällt das Lächeln morgen.

Kleine Lächelschule