Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie

01.12.2005 8

Wie sag ichs meinem Chef?

Jetzt finden viele Mitarbeitergespräche statt. Eine gute Chance, für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen. Bereiten Sie sich darauf vor.

Für ein erfolgreich verlaufendes Mitarbeitergespräch braucht es ein wenig Vorarbeit. Suchen Sie das Protokoll des letzten Gesprächs hervor und stellen Sie sich folgende Fragen: Welche Ziele habe ich erreicht? Welche setze ich mir für die Zukunft? Wie hat mein Arbeitgeber von mir profitiert? Was sind meine Stärken und was meine Schwächen?

Diese Selbsteinschätzung sollte ehrlich und präzis sein. Denn beim Gespräch muss jede Aussage durch Tatsachen gestützt sein. Es gilt also, aufzulisten, was genau man geleistet hat und was nicht. Zu Fehlern und Schwächen sollte man stehen und diese nicht dem Umfeld oder den Vorgesetzten anlasten. Dies gilt auch, wenn man im Gespräch auf Schwachpunkte hingewiesen wird. Wer sich in Rechtfertigungen verfängt, präsentiert sich als Mensch, der nicht wachsen will. Kritisches Feedback ist keine Strafe, sondern ein Geschenk, das uns zeigt, wo und wie wir an uns arbeiten können.

Fakten statt Emotionen

Wer selbst Kritik äussern will, überlegt sich im Voraus, wo der Schuh drückt. Und trennt dabei Tatsachen von Gefühlen. «Die Chefin übersieht mich», steht da etwa auf der Liste. Doch vielleicht will die Chefin ja den Kontakt, aber man weicht ihr aus? Nur berechtigte Kritik gehört auf den Tisch. Und zwar unter dem Vorzeichen «Ich will das Beste für die Firma». Wer jammert, Kollegen anschwärzt, Vorgesetzte heruntermacht, grundsätzlich unzufrieden ist, fügt der Firma Schaden zu. Wer konkrete Ideen, Ziele und Lösungen für die Zukunft liefert und sagt, was er braucht, um ein besserer Angestellter zu werden, siegt.

Wünsche äussert man nicht vage, sondern gezielt und gut begründet: «Meine Arbeit würde von Ihrem schriftlichen Feedback zu jedem Bericht sehr profitieren», oder: «Eine Weiterbildung in Human Relations würde mir bei dem Projekt sehr helfen». Vorsicht gilt beim Thema Lohn. Manche Chefs drücken die Beurteilung ihrer Mitarbeiter herunter, um bessere Argumente gegen Lohnerhöhungen zu haben. Daher sollte man konkrete Leistungen vorweisen, die diese rechtfertigen: die Akquisition eines Grosskunden, einen erfolgreichen Projektabschluss beispielsweise. Falls keine Lohnerhöhung drinliegt, dann vielleicht eine Weiterbildung. Zu allen Themen lassen sich so Kompromisse aushandeln. Und wenn nicht, sollte man den Personalverantwortlichen aufsuchen oder einen Stellenwechsel erwägen.

immer in Kontakt bleiben

Es empfiehlt sich im Übrigen sehr, das Reden mit Vorgesetzten nicht auf das jährliche Mitarbeitergespräch zu beschränken. Wer Wünsche bei Bedarf äussert und nicht zu stolz ist, bei Problemen um Rat und Hilfe zu bitten, verhindert, dass sich Frust anstaut. Der ständige Austausch fördert das Arbeitsverhältnis. Chefs sollten zudem spüren, dass man sie achtet, und immer mal wieder zu hören kriegen, was man an ihrer Arbeit schätzt.

Es geht nicht darum, sich einzuschmeicheln, sondern darum, ehrliches Lob zu äussern. So, wie man es selbst gern hört. Die beste Garantie für aufbauende Gespräche ist, mit gutem Beispiel voranzugehen.

So reden Sie mit Ihrem Chef