Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie

04.08.2005 1

Liebe geht durch die Nase

Der Körpergeruch entscheidet mit, ob jemand als Partner in Frage kommt. Denn wer einander gut riechen mag, passt auch genetisch zusammen.

Ein wahres Dilemma: Er ist sympathisch, er hat Humor, er sieht gut aus – aber er riecht schlecht. Findet sie. Nicht dass er ein kettenrauchender Knoblauchfan mit Abneigung gegen Duschen wäre. Im Gegenteil, er ist sehr gepflegt. Was steckt aber dann hinter seinem für sie unangenehmem Körpergeruch? Medikamente etwa können die persönliche Ausdünstung verändern. Wenn er aber keine einnimmt, dann stört sie womöglich einfach sein persönlicher Duft. Und dieser ist nichts anderes als der unverfälschte Ausdruck seiner ureigenen Genmischung.

Höchst spannend ist nun, dass zwei Menschen, deren Genmix unterschiedlicher ist, sich im wahrsten Sinn des Wortes auch gut riechen können. Und, dass der Nachwuchs zweier, die sich gut riechen können, gesünder ist. Mit anderen Worten: Eine logisch unerklärbare Abneigung gegen den Geruch des anderen ist ein biologisches Frühwarnsystem, das den gesunden Fortbestand der Menschheit sichert.

Unterschiedlich sensibel

Davon abgesehen, hat die Tatsache, wie der Geruch des Partners beim anderen gerade wahrgenommen wird, unterschiedliche Ursachen: Frauen haben oft die feinere Nase als Männer. Das mag der Grund sein, wieso im obigen Beispiel die Abneigung nicht gegenseitig ist. Es könnte aber auch sein, dass sie die Pille nimmt. Diese täuscht eine Schwangerschaft vor, und bei einer schwangeren oder stillenden Frau kann die Geruchsharmonie mit dem Partner vorübergehend gestört sein. Denn sie ist dann voll auf Nest und Nähe eingestellt und schnuppert lieber ähnliche Gene.

Im subtilen Duftspiel eines Paares spielen aber auch Sexualhormone mit. Etwa das Testosteron, dessen Abbauprodukte vor allem im Männerschweiss «verduften». Ob sie eine Frau anziehen oder abstossen, kann davon abhängen, ob gerade ihr Eisprung stattfand. Oder davon, wie lang sie an der Luft waren: Frisch riechen sie apart wie Sandelholz, alt stechend wie Urin.

Ausdruck des Zeitgeists

Wann aus Duften Stinken wird, bestimmt auch der Zeitgeist. So schrieb Napoleon weiland seiner Josephine: «Wasch dich nicht, ich komme!» Bei dieser Vorstellung sträuben sich die Flimmerhärchen moderner Nasen, war doch besagter Brief mit Sicherheit ein Weilchen unterwegs gewesen. Hinzu kommt, dass der Begriff «Körpergeruch» heute einen negativen Beigeschmack hat. Viele trauen ihrem eigenen Duft nicht und verlassen sich lieber auf parfümierte Produkte.

Schade, denn künstliche Duftstoffe können die Paarintimität stören. Zwar ist Duschen vor dem Rendezvous angebracht, weil Bakterien den Körperduft nach einiger Zeit an der Luft zum «Kippen» bringen, doch am besten mit dezenten oder geruchsneutralen Pflegeprodukten. Zusätzliche Parfümierung sollte die persönliche Duftmarke höchstens diskret unterstreichen. Und, den Satz «Ich mag deinen Duft, bitte dusch dich jetzt nicht» darf sie ihm oder er ihr ruhig glauben.

Aber was, wenn die Duftchemie einfach nicht stimmt, wie bei eingangs erwähntem Flirt? Dann sollte sie auf ihren nasalen Instinkt vertrauen. Denn der lügt nicht.

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