Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie

27.1.2005

Manager des Liebesglücks

Liebe ist keine Glückssache. Sie können etwas dafür tun. Reden Sie mit neuen Bekanntschaften von Anfang an offen über Ihre Vorstellungen, und bauen Sie erst mal eine gute Freundschaft auf.

Seit Irene sich von Hans getrennt hat, plagen sie Selbstzweifel. Denn sie blickt auf eine Reihe zerbrochener Beziehungen zurück. «Bin ich nicht beziehungsfähig? Oder sind meine Ansprüche zu hoch?», fragt sie sich. Kürzlich hat sie Mario kennen gelernt. Er gefällt ihr. Soll sie eine neue Beziehung wagen? Er würde ihren schlechten Gefühlen ein Ende setzen. Doch wie lange? Wie lange, bis auch diese Beziehung scheitern würde? «Vielleicht habe ich einfach kein Glück in der Liebe», sagt sich Irene.

Liebe bedeutet Arbeit

Ist Liebe wirklich Glückssache? Nein. Glückliche Liebesbeziehungen zeugen von ständiger Beziehungsarbeit. Und von Arbeit an sich selbst. Beziehungsfähigkeit ist keine Qualität, die Glückskindern in die Wiege gelegt wird. Beziehungsfähigkeit lernt man – und hervorragend lernen lässt sich aus vergangenen Beziehungen. Dazu gehört, sich nach einer Trennung Zeit zur Trauer zu lassen, Zeit, zurück zu sich selbst zu finden. Zeit, zur Erkenntnis zu kommen, dass die Beziehung nicht an sich gescheitert ist, sondern dass jetzt kein gemeinsames Weitergehen mehr möglich ist. Zeit, die Beziehung genau anzusehen, um zu erkennen, wieso das so ist.

Es hilft Irene, wenn sie ein paar Listen aufstellt. In diesen zählt sie auf, wo die Knackpunkte mit Hans lagen. Was mit ihm gut gelaufen ist. Wo sie zu kurz gekommen ist. Wo sie sich selbst und ihren Werten nicht treu war. Was ihre Werte überhaupt sind. Was sie in einer neuen Beziehung anders machen würde. Welche Qualitäten ihr idealer Lebenspartner hat. Was ihr in einer Beziehung wichtig ist.

Darüber sollte sie sich mit einem Beziehungsanwärter wie Mario möglichst offen austauschen. Und zwar bevor sie sich auf ihn einlässt. Denn sobald Sex im Spiel ist, besteht – bewusst oder unbewusst – ein Gefühl der Verbindlichkeit, und es wird schwieriger, sich einander zu öffnen. Weil die Verlustangst steigt: Der Beziehung willen werden wichtige Dinge verschwiegen, die unter Freunden offen angesprochen werden.

Offene Gesprächskultur

Irene sollte daher zu Mario zunächst eine gute Freundschaft aufbauen. Je mehr Mario jetzt mitmacht, je mehr auch er sich öffnet, desto besser. Denn so legen beide das Fundament für eine offene, ehrliche Gesprächskultur, die in einer Beziehung zu echter Intimität führt. Idealerweise sprechen sie jetzt über sämtliche Themen von Treuevorstellungen über Hobbys und Haushaltspflichten bis hin zu persönlichen Vorlieben und Verhütungsmitteln.

Verklärte Blicke bringen nichts, nur offene Augen und Ohren. Dinge, die Irene an Mario heute nicht gefallen, wird sie nie ändern können. Sie sollte keine Beziehung mit ihm eingehen, weil sie einen Partner braucht, sondern weil sie eine Beziehung mit dem Mensch Mario will. Sie steht zu dem, was ihr wichtig ist. Und geht keine Kompromisse ein, bei denen sie viel geben muss, um wenig zu bekommen.

Sie bleibt sich selbst treu. Damit baut sie ihr Selbstbewusstsein auf. Und macht sich auf die Dauer begehrenswerter für Männer, die ähnliche Qualitäten besitzen.

Formulieren Sie Ihre Werte