Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie

16.12.2004 1-52

Eine schöne Bescherung!

Das Weihnachtsgeschenk gefällt Ihnen ganz und gar nicht. Sollen Sie trotzdem Freude vortäuschen? Oder ehrlich sein? Einige Tipps.

Alle Jahre wieder haben wir die Bescherung. Der Tisch ist reich gedeckt mit Gaben. Nicht alle machen die Beschenkten glücklich. Was tun? Höflich «Oh, wie schön!» rufen und Oma, Onkel Fred oder die Freundin darüber im Dunkeln lassen, dass das Buch, das Kleid oder die Tiffany-Lampe ein Fehlgriff war? Die unerwünschten Objekte im Schrank verstauen und in Vergessenheit geraten lassen? Sie schlechten Gewissens prominent platzieren? An einer Online-Auktion versteigern?

Alles ist möglich. Schliesslich gehört das Geschenk dem Beschenkten, und der hat das Recht, damit zu machen, was er will. Auch wenn manche Schenker das nicht so sehen: Beim nächsten Besuch schnüffeln sie nach, um sicherzustellen, dass ihr Geschenk den besten Platz in der Stube erhielt.

Die Geste zählt

Diese Schenker verstehen den Sinn des Schenkens nicht. Was zählt, ist die Geste. Das Schenken selbst. Etwas zu geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Es ist unschön, Menschen mit Geschenken kaufen oder sie in eine Abhängigkeit zwingen zu wollen.

Weise Schenker behalten immer den Kassenzettel. Sie wissen, dass Geschenke Glücksgriffe sind und dass sie nicht wissen können, wies im Kopf des Empfängers aussieht – auch wenn dieser der Ehemann oder die beste Freundin ist. Weisen Schenkern kann man offen mitteilen, wenn ein Geschenk nicht gefallen hat. Sie fühlen sich dann nicht persönlich zurückgewiesen – ja sie erwähnen vielmehr von vornherein, dass das Geschenk umtauschbar ist.

Offenheit lohnt sich nicht in jedem Fall. Etwa bei Kleinigkeiten, die schnell in Vergessenheit geraten. Oder gegenüber fernen Verwandten und Bekannten. Oder gegenüber verletzlichen Personen, mit denen man es sich nicht verderben will – etwa der Erbtante oder dem Chef. Es empfiehlt sich hingegen, offen zu sein, wenn die Schenker nahe stehende Menschen sind, mit denen man häufigen Kontakt hat und denen man im Grunde ständig etwas vorlügen müsste.

Manchmal hilft Offenheit

«Ich finds total schön, dass du an mich gedacht hast. Ich muss gestehen, dass das nicht mein Stil ist», sagt man ihnen freundlich. Wenn das Geschenk zurückgegeben werden kann, umso besser. Ersatz sollte man jedoch nicht erwarten. Falls der Schenker auf Umtausch besteht, findet sich immer eine Lösung. Elegant ist auch, für das Geld gemeinsam essen zu gehen. Wo kein Umtausch möglich ist, kann man vorschlagen, das Geschenk weiterzuschenken. Für die Aktion «2 x Weihnachten» können nach den Festtagen Pakete bei der Post aufgegeben werden – eine gute Idee, unerwünschte Geschenke in etwas Sinnvolles umzuwandeln.

Manchmal ist es besser, nicht in der emotional geladenen Weihnachtszeit, wo das Geschenk sozusagen noch warm ist, mit dem Schenker über Geschenke im Allgemeinen zu reden, sondern im Sommer – und dann diskret oder ganz konkret Wünsche und Vorlieben zu äussern. Denn das ist die beste Vorsorge. Nur so kann man garantieren, dass nächste Weihnachten nicht wieder das Buch, das Kleid oder eine Tiffany-Lampe – diesmal in Grün – auf dem Gabentisch liegt.

So verhalten Sie sich richtig