Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie

14.10.2004 2

So bleiben Sie gut Freund

Wer Wert auf Freundschaften legt, muss auch etwas dafür tun. Hier sind ein paar Regeln, damit sich beide Seiten respektiert fühlen.

Der Mensch braucht Freunde. Wenn zu Hause oder beim Job Krise herrscht, schenken sie ihre Ohren, bieten ihre Schultern an und haben einen guten Rat parat. Sie sind hervorragend geeignet gegen Einsamkeit und Langeweile, sie helfen aus, wenns eng wird – ja, und der Kontakt mit Freunden kann bei so ernsten Leiden wie Depression und Herzinfarkt sogar medizinisch wirksam sein.

So wichtig Freunde sind, so wichtig ist die Freundschaftspflege. Wo diese fehlt, schläft die Freundschaft ein oder stirbt gar. Freundschaftspflege bedingt, dass zwei miteinander in Austausch stehen. Die einen telefonieren täglich, andere spielen einmal pro Woche schweigend miteinander Schach, andere wieder beschränken ihren Kontakt auf drei E-Mails im Jahr: Wie oft der Austausch stattfindet und wie genau er aussieht, spielt bei der Freundschaftspflege keine Rolle.

Kontaktarme Zeiten

Eine gute Freundschaft verträgt auch, wenn manchmal ein Ungleichgewicht herrscht: Stress bei der Arbeit, die Geburt eines Kindes, ein neuer Lebenspartner, Krankheit – es gibt zahlreiche Gründe dafür, dass zwei nicht immer beide das Gleiche wollen und geben können. Und das über längere Zeit. Die Gefühle der beiden füreinander ändern sich nicht, die Freundschaft schlägt einfach einen neuen Gang ein.

Entscheidend ist, dass das Verhältnis zwischen Geben und Nehmen auf die Dauer stimmt. Das ist das Ziel der Freundschaftspflege. Gute Beziehungspfleger sehen ihre Freunde als ebenso wichtig und wertvoll an wie sich selbst – und nicht als Mittel zum Zweck, das fallen gelassen wird, wenn man es nicht mehr braucht. Gute Freundschaftspfleger nehmen nicht nur, sie geben auch – ohne sofortige Rückzahlung zu erwarten. Gute Freundschaftspfleger reden am Telefon nicht nur, sie zeigen auch Interesse daran, was beim anderen abläuft. Sie reden gegenüber Dritten respektvoll über ihre Freunde. Sie tragen die Geburtstage ihrer Freunde im Kalender ein und rufen dann auch an. Sie vergessen nicht, zu schreiben, zu telefonieren oder im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein, weil die Termine mit ihren Freunden in ihrer Agenda stehen. Sie kommen nicht zu spät zu Verabredungen – und sie sagen nicht im letzten Augenblick ab, weil sie plötzlich Besseres vorhaben.

Immer offen reden

Und sie zeigen sich nicht verletzt, sondern verständnisvoll, wenn ihre Freunde mal andere Prioritäten haben. Sie klären ihre Freunde darüber auf, wenn das bei ihnen selbst der Fall ist. Und wenn in einer Freundschaft etwas für sie nicht mehr stimmt, dann ziehen sie sich nicht einfach zurück, sondern sprechen darüber. Sie nehmen nichts, was sie von ihren Freunden bekommen, als selbstverständlich hin, sondern sagen von Herzen «Danke».

All dies tun gute Freundschaftspfleger – oder sie streben es wenigstens an. Freundschaftspflege bedeutend manchmal Arbeit – aber sie zahlt sich aus. Was man gibt, fliesst irgendwann in irgendeiner Form zurück. Weil sich die Freunde nicht ausgenützt, sondern als Person wertgeschätzt und respektiert fühlen.

Pflegen Sie die Beziehungen