Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie

5.8.2004 2

Schluss mit Selbstmitleid

Wenn eine Liebe zerbricht, ist der Schmerz riesengross. Die Trauer dauert lange. Manchmal zu lange. Tipps für einen Neuanfang.

Eine gescheiterte Beziehung zu verarbeiten ist nicht leicht. Da wird man auf sich selbst zurückgeworfen und muss sich wieder finden. Da herrschen Unsicherheit und Selbstzweifel. Kein Wunder, dass manche in ein Loch fallen.

Da gibt es etwa die, die sich die ganze Schuld am Scheitern der Beziehung geben. Sie sehen sich als Versager und trauen sich nicht zu, je wieder Glück in der Liebe zu haben. Lieber ziehen sie sich in ein Loch der Hoffnungslosigkeit zurück und trauern sehnsuchtsvoll der vermeintlich rosaroten Vergangenheit nach.

Dann gibt es die, die dem oder der Ex die Schuld geben und sich als Beziehungsopfer betrachten. Auch sie kommen mit ihrem Leben nicht mehr klar. Denn wie die Versager sehen auch sie nicht ein, dass sie ihre Lage eigenmächtig verbessern können. Lieber übergeben sie anderen die Verantwortung und versinken in Selbstmitleid.

Den Schmerz betäuben

Das sieht dann etwa so aus: Der Betroffene betäubt den Schmerz mit Essen, Alkohol und Nikotin und klagt anderen sein Leid. Er will Mitgefühl. Aber er weist alle Versuche der anderen, ihm zu helfen, seine Situation zu ändern, zurück. Mit dem Resultat, dass sie sich irgendwann abwenden. Aus Selbstschutz. In der Folge vereinsamt das arme Opfer immer mehr, legt 15 Kilo zu oder wird zum Kettenraucher.

Die Abwärtsspirale beginnt sich zu drehen. Denn bei einem solchen Verhalten zieht der bei einer Trennung erlittene Verlust weitere Verluste nach sich: Die Freundschaften leiden, die Gesundheit leidet, mitunter leidet sogar der Beruf. Damit schadet der Betroffene sich selbst, ja er bestraft sich selbst. Ist das nötig? Natürlich nicht.

Aus dem Loch finden nur diejenigen heraus, die ein gesundes Mass an Verantwortung für sich selbst übernehmen. Für das Geschehene wie für das, was sie daraus machen. Sie erkennen, dass nicht sie selbst, sondern die Beziehung gescheitert ist, und dass beide Partner an diesem Scheitern beteiligt waren. Sie fragen sich, was sie in Zukunft tun können, damit ihnen das Gleiche nicht wieder passiert. Und sie wissen, dass sie allein zu ihrem Glück zurückfinden können und müssen.

Das Tief umschiffen

Wer gar nicht erst in ein Riesenloch fallen will, befolgt eisern vier Regeln. Die ersten zwei heissen «Gesund essen» und «Bewegung». Das sind so banale wie wirksame Mittel, das körperliche und das seelische Grundgefühl zu steigern. Die dritte heisst: «Zurück in den Alltag». Der lenkt ab und gibt Halt. Damit die Trauer nicht völlig verdrängt wird, empfiehlt es sich, am Tag fixe «Trauerzeiten» einzuplanen.

Die vierte Regel heisst «Soziale Kontakte pflegen». Vereinsamung ist das Letzte, was der Mensch nach einer Trennung braucht. Darum sollte er auf gute Freunde hören. Sie sehen nämlich meist vor ihm, dass das, was er erlitten hat, ihm Erkenntnisse schenkt, von denen er in zukünftigen Beziehungen profitiert: Denn jeder Verlust birgt einen Gewinn. Wenn er diesen Gewinn erkennt, kann er den Verlust akzeptieren und wirklich loslassen. Und damit hat er die Trennung überwunden.

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