Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie

10.6.2004 4

Schluss mit der alten Leier

In Partnerschaften wiederholen sich viele Konflikte, weil immer nach demselben Schema gehandelt wird. Drücken Sie mal einen neuen Knopf.

René weiss, was ihn erwartet – er kennt seine Moni. Es war abgemacht, dass er Billette für den Zirkus besorgen sollte. Er schob das so lange auf, bis er nur noch Plätze in der hintersten Reihe bekam. Als Moni davon erfährt, folgt, wie auf Knopfdruck, ihre «Nie kann man sich auf dich verlassen!»-Tirade. Er rutscht – ebenfalls wie auf Knopfdruck – in die Defensive, kontert mit «Immer muss ich alles tun!» und verzieht sich dann schmollend.

«Immer die gleiche alte Leier!», denkt er frustriert. Und doch provoziert René Monis Kritik durch sein Verhalten geradezu. Weil es ihm eben doch etwas bringt: Wenn Moni ihn kritisiert, muss er es nicht selbst tun. Sie wird in seinen Augen zur bösen Angreiferin, er zum armen Opfer. Er kann sich verteidigen, er kann sich bemitleiden, er kann rebellieren. Und: Er muss keine Verantwortung für sein Verhalten übernehmen, muss sich nicht ändern.

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Angenommen, Moni kritisiert sein Trödeln nicht, sondern sagt freundlich lächelnd: «Liebling, macht nichts! Wir haben halt Pech gehabt!» Diese Reaktion hat René nicht erwartet. Verärgert schüttelt er den Kopf: «Ich hätte früher Billette kaufen sollen! Immer muss ich alles aufschieben!» «Ach, Schatz, so bist du halt!» «So will ich aber nicht sein! Nächstes Mal kümmere ich mich früher drum.»

In diesem Szenario weicht Moni ganz bewusst Renés Versuch aus, sie zum Kritisieren zu provozieren. Damit ist er aus der Bahn geworfen und wird dazu provoziert, sich selbst zu kritisieren, Verantwortung zu übernehmen und Besserung zu geloben.

Der Beziehungsalltag ist wie das Spielen an einem Schaltpult mit hunderten von Knöpfen. Jeder Knopfdruck löst beim anderen etwas aus, und bestimmte Abläufe wiederholen sich ständig. So laufen das Gespräch und das Handeln in bekannten Bahnen – und bewegt sich dabei leider oft im Kreis: René trödelt, Moni drückt auf den Kritik-knopf, worauf René auf den Rebellionsknopf drückt – er trödelt weiter –, damit erntet er wieder Kritik und so weiter.

Das Muster durchbrechen

Doch die beiden sind keine hilflosen Opfer dieses eingefahrenen Ablaufes: Es steht jedem frei, alte Knöpfe zu ignorieren und neue zu drücken. Konkret bedeutet das, einmal genau das Gegenteil von dem sagen, was man sonst immer sagt und was der Partner erwartet. Schon ein einziger Druck auf einen neuen Knopf durchbricht das alte Muster. Auch René könnte das im obigen Beispiel. Er könnte Monis Kritik mit einer zerknirschten Entschuldigung im Keim ersticken.

Wer mit neuen Knöpfen experimentiert, muss offen für unerwartete Reaktionen sein, die auf den ersten Blick nicht unbedingt schön sind. Denn vielleicht versucht der Partner, an der «gleichen Leier» festzuhalten, oder er fühlt sich in die Enge getrieben, oder er gibt nicht zu, dass bei ihm etwas in Bewegung gesetzt wurde. Früchte müssen erst reif werden, bevor man sie ernten kann. Darum heisst es: Gelassen und geduldig bleiben und vertrauen, dass jeder neue Knopf etwas Neues bewirkt und dass Bewegung in einer Beziehung immer besser ist, als sich im Kreis zu drehen.

So bringen Sie Bewegung in Ihre Beziehung