Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie
18.12.2003 1
Vergessen Sie die guten Vorsätze fürs neue Jahr, ziehen Sie in einem ruhigen Moment auf spielerische Weise Bilanz.
Alle Jahre wieder, pünktlich zu Silvester, hagelt es gute Vorsätze. In vier Monaten werden sie von der Frühlingslust verdrängt sein. Und im nächsten Winter weiss niemand mehr, was ihm damals, zum letzten Jahreswechsel, durch den Kopf gegangen ist.
Schade, denn jeder tut gut daran, sein Leben ein bisschen zu dokumentieren und ab und an Bilanz zu ziehen. Die Zeit zwischen den Jahren, diese Verschnaufpause zwischen Weihnachtshektik und den Anforderungen des neuen Jahres, eignet sich bestens dazu. Jetzt findet jeder ein ungestörtes Plätzchen, um sich bei einem Tee oder einem Glas Wein zurückzuziehen.
Papier, Leim und Schreibzeug
Für die Jahresend-Auszeit brauchen Sie Papier und Schreibzeug, einen grossen Karton und einen Klebstift. Und wichtig: einen Stapel Ihrer Lieblingszeitschriften. Machen Sie es sich nun gemütlich, blättern Sie Seite für Seite durch und reissen Sie Bildausschnitte, die Sie aus irgendeinem Grunde ansprechen, heraus. Mindestens zwanzig, lieber vierzig. Lassen Sie nun Ihrer Inspiration und Kreativität freien Lauf und kleben Sie Ihre Bilder auf dem Karton zu einer Collage zusammen. Gehen Sie dabei ganz intuitiv vor. Das fertige Kunstwerk hängen Sie gut sichtbar auf.
Betrachten Sie nun die Collage in aller Ruhe. Geben Sie ihr einen Titel und schreiben Sie diesen auf ein Blatt Papier, das Sie in zwei Spalten unterteilen. In die linke Spalte listen Sie untereinander die Begriffe «Gesundheit», «Arbeit», «Freizeit», «Familie», «Bekanntschaften» und «persönliche Stimmung» auf. Wenden Sie sich nun dem ersten Begriff, «Gesundheit», zu: Was drückt der diesbezüglich aus? Was Ihnen zu diesem Thema einfällt, schreiben Sie in die rechte Spalte. Wiederholen Sie diesen Schritt für jeden Lebensbereich. Ein Satz genügt.
Anschliessend nehmen Sie ein neues Blatt und geben ihm den Titel «Wunschliste». Schauen Sie nun auf Ihre Tabelle. Was da zu jedem Lebensbereich steht, formulieren Sie in einen Wunsch um, also: «Im Bereich Gesundheit wünsche ich mir ...», «im Bereich Arbeit wünsche ich mir ...» und so weiter.
Anschliessend nehmen Sie ein weiteres Blatt Papier und schreiben einen Brief an sich selbst. Darin erzählen Sie sich die wichtigsten Ereignisse des letzten Jahres, was gut und was weniger gut lief, was schön und was weniger schön war – und Sie berücksichtigen dabei wieder die Lebensbereiche Gesundheit, Arbeit, Freizeit, Familie, Bekanntschaften und persönliche Stimmung.
Vergleich mit der Wunschliste
Zum Schluss vergleichen Sie den Brief mit der Wunschliste. Wodurch unterscheidet sich das Erlebte vom Erwünschten? Wie liessen sich Wunsch und Realität besser in Einklang bringen? Was ist schief gelaufen? Was haben Sie daraus gelernt? Was könnten Sie im nächsten Jahr anders machen? All dies schreiben Sie wiederum auf ein Blatt Papier.
Was bringt diese spielerische Bilanz? Eine Hand voll Wünsche fürs neue Jahr und eine Hand voll Weisheiten aus dem alten. Durch die bewusste Auseinandersetzung und das Aufschreiben prägen sich Ihnen die Erkenntnisse besser ein. Sie werden Sie durchs nächste Jahr begleiten, unmerklich und unsichtbar. Und wenn Sie die alte Bilanz in einem Jahr mit der neuen vergleichen, wird Ihnen auffallen, dass Sie einen Schritt weitergekommen sind.