Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie

06.11.2003 5

Die Winter-Strategie

Mit ein paar Tricks kommen Wintermuffel ohne seelisches Tief und ohne Müdigkeit durch den nächsten Winter.

Es gibt drei Kategorien von Menschen, die den Winter so richtig lieben: den Wintersportler, den Winterschläfer und den Winterreisenden. Der Wintersportler verbringt jede freie Minute im Schnee. Der Winterschläfer verzieht sich in seine gemütliche Höhle und liest dicke Schmöker. Der Winterreisende verlegt seine Ferien auf die kalte Jahreszeit und zählt die Tage bis Januar, weils dann ab auf die Malediven geht.

Daneben existiert noch der Wintermuffel. Er wird spätestens im November trübselig, klagt über Müdigkeit und Lustlosigkeit und nimmt Kilo um Kilo zu. Ursache seines Tiefs ist der Mangel an Tageslicht. Bei manchen Menschen löst dieser eine Störung im Hormonhaushalt aus, die zu einer Depression führt. Bei allen Menschen gilt zudem: Tageslicht macht wach, Dunkelheit macht müde, und darum hat der Mensch im Winter weniger Energie und ein erhöhtes Schlafbedürfnis.

Faulsein ist erlaubt

Der Winterschläfer findet sich mit dieser Tatsache bestens ab: Er zelebriert die Faulheit. Er nimmt sich im Winter nur ein Bruchteil dessen vor, was er im Sommer vollbringt. Sein Ziel ist auszuspannen. Er gönnt seiner Haut die Erholung und weiss, dass der Winterspeck bis Juli wieder weg ist. Was rät er dem Wintermuffel? «Akzeptiere, dass du im Winter weniger leistest als im Sommer.» Wer dies tut, erspart sich eine gehörige Portion Unzufriedenheit mit sich selbst.

Der Winterschläfer freut sich auf den Winter, weil es Dinge gibt, die er nur in der kalten Jahreszeit tun kann. Ähnlich geht es dem Wintersportler. Beide raten dem Wintermuffel: «Zelebriere Winteraktivitäten.» Vor dem Kaminfeuer Mandarinen essen, duftende Vollbäder, Hamam- und Saunabesuche, Ski fahren, schlitteln, ein romantischer Spaziergang im Schnee. – Je länger die Liste seiner Winterfreuden ist, desto mehr geniesst ein Mensch den Winter.

«Alles schön und gut, aber ich kann mich einfach zu gar nichts aufraffen», klagt der Wintermuffel. Der Winterreisende und der Wintersportler raten ihm daher: «Tanke Licht.» Sie wissen, wovon sie reden: Sie strotzen im Winter nur so vor Energie. Warum? Den einen ziehts in die Höhe, den anderen in den Süden, das Resultat ist dasselbe: Sie kriegen mehr Sonnenlicht ab als manch einer im Sommer.

Genügend Licht tanken

Für wen Wintersport und Winterreisen nicht drinliegen, der sollte sich bereits im Herbst ein «Licht-Tank-Programm» zusammenstellen: Erstens: Zu Hause sämtliche Lampen mit hellen Tageslichtbirnen ausstatten. Zweitens: Sonntagsausflüge in die Berge, in die Sonne, in die Natur planen. Drittens: Täglich so lang wie möglich bei Tageslicht spazieren gehen.

Letzteres braucht am meisten Überwindung, ist aber die sicherste Methode, dem winterlichen Teufelskreis (matt und lustlos sein – nicht nach draussen gehen – kein Tageslicht tanken – noch matter und lustloser werden) zu entgehen. Zwei Stunden Tageslicht sind super, eine Stunde ist ideal, und auch eine halbe Stunde bringt schon was. Erwägenswert ist zudem die Lichttherapie – die Bestrahlung mit ultrahellen Lampen.

Und doch: Wer sich im Freien aufhält, sorgt am besten vor. Denn selbst durch einen grau verhangenen Winterhimmel kommt mehr Licht, als eine Lichttherapielampe je zu produzieren vermag.

So fühlen Sie sich besser