Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie

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Morgen, morgen… warum ständig aufschieben?

Aufschieberitis hat verschiedene Ursachen. Wenn Sie sie kennen, packen Sie Dinge leichter an.

Wer kennt sie nicht, die Aufschieberitis – eine Krankheit, die in allen Lebensbereichen zu grassieren scheint. Wenn immer ein Vorhaben mit unangenehmen Gefühlen verbunden ist, möchte man es so weit wie möglich von sich schieben: Die Steuererklärung. Die Seminararbeit. Der Brief an die Mutter. Der Stellenwechsel. Die guten Vorsätze sind da – doch im entscheidenden Moment findet man irgend ein Ausweichmanöver: putzt Fenster, schwitzt sich im Fitnessstudio ab, sortiert E-Mails, topft Blumen um, isst den Kühlschrank leer... Was steckt dahinter?

Aufschieben aus Angst

Angst, zum einen. Angst vor Veränderung: Wer eine Aktion aufschiebt, bleibt in sicheren Gefilden des Vertrauten. Angst vor Erfolg: Wer ein Projekt erst auf den letzten Drücker erledigt, vermeidet ein Top-Ergebnis und damit den rauen Wind an der Spitze. Angst vor Versagen: Um schlechte Resultate zu vermeiden, schiebt man Arbeiten von sich, oder man wird zum Perfektionisten und erklärt nur das allerbeste Resultat als knapp gut genug. Damit wird jeder Maulwurfshügel zum Matterhorn – wer hat da den Mut, den Anstieg zu wagen?

Aufschieben aus Trotz

Ein weiterer Grund für das Aufschieben ist Rebellion, innerer Widerstand, Trotz. Vieles, was wir tun, wollen wir eigentlich gar nicht tun. Wer sich ein Projekt aus Pflichtbewusstsein aufgehalst hat oder etwas nur tut, weil es andere von ihm verlangen, der hegt insgeheim Widerstände dagegen, und die lassen die Durchführung in jedem Fall harzig werden.

Aufschieben als Notbremse

Vorhaben und Vorsätze, deren Umsetzung aufgeschoben wird, sollten also grundsätzlich mal dahingehend beleuchtet werden, ob man sie wirklich tun möchte. Und, falls nein, darf man sie mit gutem Gewissen aufgeben – meistens hat man sowieso zu viel vor: In der irrigen Annahme, ein unerschöpfliches Energiereservoir zu sein, halsen sich viele Menschen viel zu viel auf und gönnen sich viel zu wenig Pausen. Hier wird das Aufschieben eine Rebellion gegen ein generelles „Zuviel“, eine Art Notbremse des Unterbewussten: mit dem Aufschieben holt es sich diese Erholungspausen.

Erholungspausen als Lösung

Eine bessere Strategie wäre es, sie in die offizielle Tagesplanung zu integrieren und mit angenehmen Aktivitäten wie Nickerchen, heissen Bädern, Heftli-Lesen und Cafébesuchen füllen. Bei der Tagesplanung sollten die einzelnen Aufgaben in Teilschritte unterteilt werden. Da der erste Schritt der Schwerste ist, sollte er bewusst klein gesetzt werden. Bei der Steuererklärung etwa ist es, die Papiere aus dem Schrank zu nehmen und auf den Tisch zu legen. Mehr nicht. Eine Steuererklärung die in 20 kleinen Schritten an 20 Tagen erledigt wird, wird wenigstens erledigt.

Tipps gegen das Aufschieben