Annette Bischof-Campbell: Ratgeber Psychologie

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Dank Langeweile zu den eigenen Bedürfnissen

Wenn Sie sich mal langweilen, nutzen Sie es aus: Im müssigen Nichtstun finden Sie zu Ihren Fantasien und zur Erfüllung Ihrer Wünsche.

Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Märchenheld und hätten drei Wünsche offen. Was würden Sie sich wünschen?  Den meisten Menschen fällt es nicht leicht, diese Frage zu beantworten. Sie stellen sie sich gar nicht erst – wozu auch? Schliesslich gehen Wünsche ja nur in Märchen einfach so in Erfüllung.

Mag sein. Aber man kann ihnen zumindest entgegenkommen: Die persönliche Einstellung gegenüber der Zukunft beeinflusst unsere Handlungen und damit auch die Zukunft selbst. Das gilt für negative Vorahnungen und Befürchtungen, ebenso wie für positive Vorahnungen, also Hoffnungen – oder eben Wünsche.

Nur, den eigenen Wünsche auf die Spur zu kommen ist gar nicht so leicht. Es braucht Übung. Und es braucht Zeit. Zeit für sich selbst. Zeit, in der man sich nicht durch äussere Einflüsse ablenken lässt. Zeit, in der man sich dem «sinnlosen» Nichtstun hingibt: im Liegestuhl liegt. In der Badewanne Kirschen isst. Spatzieren geht. Auf einer Parkbank sitzt und Bäume anschaut. Je weniger äussere Handlung stattfindet, desto besser kann die eigene Kreativität, die eigene Inspiration zum Zug kommen.

Langeweile birgt Schätze

Oft treten allerdings erst mal Gefühle von Leere, von Langeweile auf. Klar – schliesslich ist man sich anderes gewohnt: eine knallvolle Agenda, einen Haufen Menschen um sich, die Dauerberieselung durch die Medien. Bei all diesen Ablenkungen ist es fast unvermeidlich, dass das Gespür für das, was in der eigenen Innenwelt stattfindet, verkümmert. Man empfindet nur noch Leere. Doch wer genau hinsieht, entdeckt darin eine ganze Menge.

«Konzentrieren wir uns auf die Langeweile, dann kann aus dieser so genannten Leere eine neue Welt geschaffen werden» sagt die Zürcher Psychologieprofessorin Verena Kast. Denn jetzt brütet das Unterbewusstsein die tollsten Ideen aus. Jetzt tauchen aus der Tiefe Bilder, Fantasien auf. Schöne Tagträume ebenso wie Frustrationen, Unzufriedenheiten oder Ängste. All diesen Fantasien sollte man völlig freien Lauf lassen, denn in ihnen verbergen sich unsere Wünsche.

Fantasiebilder zeigen Bedürfnisse

Um diese zu erkennen, ist ein bisschen Interpretation nötig. Denn Fantasien haben ihre eigene Bildersprache und sind nicht eins zu eins, sondern im übertragenen Sinne zu verstehen. Sie erscheinen um so radikaler und unerreichbarer, je stärker die Wünsche sind: Da wird etwa vom Auswandern auf die Fidschi-Inseln geträumt. Das heisst nichts anderes, als dass hier dringend Ferien anstehen. Oder es taucht die Vision auf, ein Bestsellerautor zu werden. Dieses Bild widerspiegelt eine Riesenlust am Schreiben. Die ständige wiederkehrende Fantasie schliesslich, in einem Traumschloss zu wohnen, zeigt die Sehnsucht nach etwas mehr Luxus.

Diesen Wünschen lässt sich relativ leicht entgegenkommen: Man kann zum Beispiel eine Ferienreise planen. Einen Kurs in kreativem Schreiben belegen. Eine Putzfrau einstellen. So klein diese Änderungen sind, so gross ist ihre Wirkung auf die persönliche Lebensqualität. So lässt sich die eigene Zukunft Schritt für Schritt positiv gestalten. In anderen Worten: Auch im richtigen Leben gehen Wünsche in Erfüllung – wenn man selbst ein bisschen nachhilft.

 

Tipps für den Zugang zur Wunschwelt